FStNr. 3


Der heutige Steinfeldsee, etwa 800 m südöstlich von Wilkenburg gelegen, ist durch Menschenhand entstanden. Seit den frühen 1950er Jahren wurden hier zunächst von der Fa. Oppermann, später von der Kiesfirma Bettels im Bereich einer größeren Flussschleife der Alten Leine in großem Umfang Sand und Kies abgebaut. Auf der bei ersten Geländebegehungen von Privatsammlern im Jahre 1949 entdeckten Fundstellen führte Wolfgang Bauer seit dem Jahre 1978 eigene Geländebegehungen durch, zu nächsten vor dem Oberbodenabschub, später abbaubegleitend. Schließlich sammelte er während der im Nassbauverfahren durchgeführten Kiesgewinnung die Überkornhalden ab und trug auf diese Weise einen umfangreichen Sammlungsbestand mit Funden der mittleren Altsteinzeit (Mittelpaläolithikum, ca. 250000 – 40000 v. Chr.) bis in die Völkerwanderungszeit (5. Jahrhundert n. Chr.) zusammen. Durch seine Fundmeldungen löste er von 1983 – 1985 sowie 1988 – 1989 mehrere Rettungsgrabungen durch die Bezirksarchäologie Hannover aus, an denen er zeitweise als ehrenamtlicher Mitarbeiter aktiv mitwirkte. Durch die flächendeckende Untersuchung konnten umfangreiche Reste einer bronzezeitlichen Siedlung sowie einer Siedlung der Zeit um Chr. Geb. bis in das 5. Jh. Chr. nachgewiesen werden. Einen größeren Bestand von Keramikscherben, Webgewichten, Spinnwirteln, Hüttenlehm mit Flechtwerkabdrücken sowie einem Bruchstück einer Drehmühle zum Getreidemahlen übergab Wolfgang Bauer im Jahre 2002 zum Verbleib an das Niedersächsische Landesmuseum Hannover. Aus weiteren Scherbenfragmenten entstanden die in dieser Ausstellung präsentierten 13 Gefäße und eine sogenannte Feuerstülpe, deren fehlende Teile er mit Gips ergänzte und anschließend farblich kolorierte.
Mehrere Fundstücke aus der Sammlung Bauer wurden fachwissenschaftlich publiziert. Hierzu gehören der altsteinzeitliche „chopping-tool“ aus Flint in dem Handbuch Ur- und Frühgeschichte in Niedersachsen (hrsg. von H.-J. Häßler 191) und die tönerne Feuerstülpe aus der kaiserzeitlichen Siedlung, die von Dr. E. Cosack im Archäologischen Korrespondenzblatt 1994 vorgestellt wurde. Beide Stücke sind hier ausgestellt.
Eine abschließende wissenschaftliche Auswertung der über 350 Siedlungsbefunde, die während der Grabungen untersucht wurden und der von Herrn Bauer geborgenen Funde hat bisher noch nicht stattgefunden. Da ein Zusammenhang mit dem nur ca. 500 m westlich gelegenen römischen Marschlager von Wilkenburg aus der Zeit um Chr. Geb. (s. grün hinterlegte Fläche im Kartenausschnitt) wahrscheinlich ist, besteht hier ein dringendes Forschungsdesiderat.
