Barnten

FStNr. 4, 7, 12 u. 13

In der Flur der Gemarkung Barnten entdeckte Wolfgang Bauer bei  Feldbegehungen in den Jahren 1987 bis 1990  beiderseits der neuen ICE-Strecke Göttingen – Hannover gleich zwei neue Siedlungsplätze (FStNr. 4 und 7). Anhand der charakteristisch verzierten Keramikfragmente und der typischen Felsgesteingeräten aus Amphibolit lasse sich beide Plätze der frühesten Bauernkultur im heutigen Niedersachsen zuordnen, der sogenannten Linienbrandkeramik (LBK), die hier von etwa 5500 – 4900 v. Chr. Siedelte.

Während der Baumaßnahmen der neuen Ortumgehung von Barnten im Zuge der L410 fand Wolfgang Bauer eine Siedlung im Winkel zwischen der ICE-Trasse und der L410 etwa  400 m südöstlich des heutigen Ortskerns (FStNr. 4). Im Süden ragte die Fundstelle in der Flur der Gemarkung Rössing. Unter den drei voll restaurierten Keramikgefäßen befinden sich eine weitmündige Schale mit mehreren Zipfel am Rand und ein großes Vorratsgefäß mit acht Henkelösen, eine sogenannte Butte, deren Wandung mit Reihen von Fingernageleinkerbungen verziert ist. Der zweite Siedlungsplatz (FStNr. 7) liegt in einem ehemaligen Sandabbaugebiet etwa 250 m östlich der ICE-Strecke nördlich der alten Mühle auf einer langgestreckten Anhöhe bei etwa +77 mNN. Hier hatte Wolfgang Bauer auf dem Kiesabbaugelände mehrere Grubenverfärbungen, LBK-Keramik, Flintartefakte sowie gebrannten Hüttenlehm dokumentiert und dem Landkreis Hildesheim gemeldet. Daraufhin führte der Landschaftsverband Hildesheim unter der Leitung von Ingeborg Schweitzer von Mitte März bis Anfang Juni 1990 eine größere Rettungsgrabung auf einer Fläche von ungefähr 10000 qm durch. Obwohl der Oberboden schon etwa 1,2 m tief abgeschoben war, konnten in dem hellen Lösslehm noch die Reste von etwa 550 dunkelbraunen bis schwarzen Siedlungsgraben erfasst werden. Aus der Anordnung der zahlreichen Pfostengruben konnten insgesamt fünf Grundrisse von linienbandkeramischen Großbauten rekonstruiert werden. Davon waren vier in der üblichen Nordwest-Südost-Ausrichtung orientiert, der fünfte in Richtung Südwest-Nordost. Die jeweils nördlichen Hausbereiche waren von einem Wandgräbchen eingefasst, die Außenwände der jeweils südlichen Hausbereiche verfügten über Doppelpfostenreihen. Aus den etwa  100 intensiv untersuchten Gruben konnten zahlreiches Fundmaterial geborgen werden, hierzu zählen vor allem Keramikfragmente, deren Verzierung darauf hinweist, dass die Siedlung offensichtlich bereits in der älteren Phase der linienbandkeramischen Kultur ab 5500 v. Chr. angelegt wurden und bis an das Ende der Jüngeren LBK um etwa 4900 v. Chr. fortbestand. Als Gefäßformen treten auf Vorratsgefäße. Kümpfe, Schalen, Butten, flaschenförmige Gefäße sowie ein Siebfragment. Die meisten nur sehr dünnwandigen feinkeramischen Gefäße sind mit typischen Ritzdekoren verziert, die relativ groben Vorratsgefäße haben häufig einen Dekor mit Fingertupfenreihen auf dem Hals oder auf dem Gefäßkörper. Neben den Keramikfragmente fanden sich auch etliche Steinartefakte wie Mahl- und Reibsteine, Flintklingen und Schaber sowie Dechsel unterschiedlicher Formen und Größen aus Amphibolit.

Etwa 500 m weiter östlich auf der Geländekuppe wurde im Vorfeld von weiteren Auskiesungen in den Jahren 2018 und 2019 archäologische Untersuchungen vorgenommen, die deren Verlauf eine Nachfolgesiedlung der mittleren Jungsteinzeit aus der sogenannten Rössener Kultur (ca. 4900 – 4500 v. Chr.) mit mehreren Hausgrundrissen zutage kam.

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