FStNr. 3 Urnenfeldstraße
FStNr. 9 Talstraße
Am südöstlichen Ortsrand von Alt-Laatzen wurden bereits Mitte des 18. Jahrhunderts „einige zwanzig Urnen“ mit Leichenbrand in einer Sandgrube ausgegraben. Auch beim Bau der Eisenbahn im Jahre 1854 sollen in Laatzen von den Arbeitern etliche Grabgefäße beobachtet worden sein. Von diesen frühen Funden ist heute leider kein Stück mehr erhalten. Eine erste Rettungsgrabung bei Bauarbeiten für die städtische Kleinwohnungssiedlung im Jahre 1919 durch das Provinzialmuseum Hannover ergab über 20 weitere Brandbestattungen von der Jüngeren Bronzezeit seit etwa 1000 v. Chr. bis in die Völkerwanderungszeit (5./6. Jh. N. Chr.). Diese Funde befinden sich heute im Landesmuseum Hannover, einige Urnen wurden der Volksschule Laatzen“ überlassen; eine weitere Urne und kleines Beigefäß befinden sich im Römer- und Pelizaeusmuseum Hildesheim. Noch im Jahre 1919 wurde zur Erinnerung an dieses bedeutende Gräberfeld der Straßenname „Urnenfeldstraße“ vergeben. 1987 und nochmals 1999 konnte Wolfgang Bauer bei Bauarbeiten u.a. mehrere eisenzeitliche Gefäßscherben aufsammeln, die er zu zwei vollständigen Gefäßen rekonstruierte. Bei Umbauarbeiten im Keller eines Wohnhauses wurden 1989 eine kleine Urne und ein Beigefäß entdeckt, die heute noch im Besitz des Finders sind. Von beiden Gefäßen stellte Wolfgang Bauer originalgetreue Repliken her, die hier ebenfalls in der Vitrine ausgestellt sind.
Bei Bauarbeiten in der östlichen Uferrandzone der Leine fand Wolfgang Bauer im Jahre 1999 in Höhe der Talstraße wenig oberhalb des Grundwasserbereichs mehrere schlecht erhaltene hölzerne Baubefunde, darunter Reste eines mutmaßlichen Holzsteges und eines brunnenähnlichen Verbaus aus eichenen Spaltenbohlen von ca. 0,6 cm Durchmesser. Er legte ein Planum von ca. 25 qm Fläche an, in dem er Skelette von einem Schwein und einem Rind dokumentieren konnte. Zu den umfangreichen Fundmaterial zählen vor allem Keramikreste aus der vorrömischen Eisenzeit bis zur Völkerwanderungszeit, Hüttenlehm, Webgewichte, Spinnwirtel, Bronzeblech, ein Löffelbohrer und Eisenschlacke sowie einige weitere Tierknochen und –zähne von Pferd, Schaf oder Ziege, Huhn, Biber und Geflügel. Die meisten Funde wurden Anfang 2001 an das Landesmuseum Hannover übergeben.
Bei einer weiteren Baumaßnahme in der Talstraße wurden im Oktober 2009 weitere archäologische Befunde und Funde durch die Bezirksarchäologie Hannover untersucht. Diese ergaben Siedlungsreste und Funde aus der Vorrömischen Eisenzeit und der römischen Kaiserzeit, aus der frühen Ortsgeschichte des 12. Jahrhunderts sowie aus dem 17.-19. Jahrhundert. Kurz vor dem Ende der Grabungen machte Wolfgang Bauer anlässlich einer Begehung des Baggerplanums einen außergewöhnlichen Fund: es handelt sich um einen gut erhaltenen Silberdenar, der in Spanien in Bolskan (röm. Osca, heute Huesca) von den Kelten im 2 Jh. v. Ch. als Nachahmung eines römischen Denars geprägt wurde. Bei näherer Betrachtung unter einem Binojular konnten auf der Münzoberfläche Reste eines modernen Zaponlackes festgestellt werden, die darauf hinweisen, dass die Münze sekundär auf die Baustelle gelangt ist, entweder als Verlustfund eines Münzsammlers oder als eine bewusste Falschdeponierung zur Täuschung der Archäologen.